Jahresrückblick 2022: Das erste Jahr mit Lektorat Papiervogel
Jahresrückblicke schießen im Dezember wie Pilze aus dem Boden, einer nach dem anderen, in egal welchem Bereich. Für mein erstes Jahr in Vollzeit-Selbstständigkeit wollte ich jedoch nicht drauf verzichten – denn sich schriftlich vor Augen halten, was man in einem Jahr geschafft hat, ist doch nochmal etwas ganz anderes, als beinah unbemerkt in ein neues Jahr hinüberzuschlittern. Guten Rutsch? Nein, einmal kurz innehalten, über die Schulter zurückblicken – um dann umso bewusster die nächsten Schritte nach vorne zu machen. Jahresrückblick 2022, jetzt auch von Lektorat Papiervogel. Here we go!
Das waren meine Jahresziele für 2022
Sämtliche Business-Expert:innen würden jetzt die Hände über dem Kopf zusammenschlagen: Meine Ziele für dieses Jahr waren gar nicht mal so konkret. Denn ein riesengroßes Ziel hatte ich ja bereits erreicht: raus aus der Festanstellung, rein in die Selbstständigkeit. Und wow, das ist wirklich schon ein Jahr her? Dieser Jahresrückblick ist für mich persönlich so was von nötig, merke ich gerade. (Vielleicht sollte ich mir für 2023 vornehmen, mehr aufzuschreiben – also generell, was mich bewegt. Tagebuchschreiben? Journaling? Ich kenne mich, lassen wir das …)
An etwas konkreteren Zielen gab es da natürlich: die Website, den Instagram-Kanal, den Newsletter. Im ersten Jahr sinnvoll in berufliche Weiterbildung investieren, damit ich das mit der Selbstständigkeit nicht nur „irgendwie“ angehe. Eine Routine etablieren. Am Ende dieses ersten Jahres nicht ernüchtert sagen zu müssen: Satz mit X, ich muss wohl doch zurück in die Festanstellung. Diese Punkte haben alle ihre eigene Unterüberschrift verdient – und die sollen sie bekommen!
Mein Jahr 2022
Ich habe ja nur jeden Tag am Schreibtisch gesessen und ein bisschen vor mich hin gewerkelt? Allein das ist ein Grund für einen schriftlichen Jahresrückblick – denn während dieser Blogbeitrag wächst und wächst, wird mir klar, was ich da eigentlich alles geleistet habe in 2022. Und dass ich mir durchaus ein wenig auf die eigene Schulter klopfen darf dafür.
Von „nur ein bisschen nebenbei“ in die Vollzeit-Selbstständigkeit
Ein Jahr Lektorat Papiervogel: Seit Januar 2022 bin ich nun hauptberuflich freie Lektorin. Dass ich mir damit meinen Berufswunsch aus Teenager-Tagen endlich erfüllt habe, musste erst einmal einsickern … Ein Schritt, der mich ganz kribbelig machte, nach fast sieben Jahren in einer Stuttgarter Agentur, davon die letzten Jahre als Senior Redakteurin und Projektleitung.
Und der lange überfällig war – nicht weil ich meinen Agentur-Job nicht mochte, sondern weil ich so lange alles gleichzeitig machte: Festanstellung, nebenberufliche Tätigkeit als Lektorin & Korrektorin, selbst Autorin, von Freizeit ganz zu schweigen (und die zweijährige Renovierung, ein weiteres Großprojekt auf dem Stapel) … Das geht eine Weile lang gut, alles gleichzeitig – aber es war dann doch besser, im Sommer 2021 eine Entscheidung zu treffen. Kündigung der sicheren Festanstellung, rein ins gar nicht mehr ganz so kalte Wasser der Selbstständigkeit. What a ride!
Ein virtuelles Zuhause für Lektorat Papiervogel: Website & Instagram
Ein wichtiger Baustein fehlte jedoch noch zu lange, um den Meilenstein Selbstständigkeit auch wirklich sichtbar zu machen: eine eigene Website! Wer meinen Blogbeitrag zur Namensfindung gelesen hat, weiß, warum ich nicht bereits zum ersten Januar mit meiner Website an den Start gegangen bin …
Im März folgte dann auch der Instagram-Kanal für Lektorat Papiervogel. Insta und ich, das ist eine Hassliebe … Mal überwiegt der eine, mal der andere Teil dieses Wortes. Doch missen möchte ich es auch nicht, denn dort kommen die allermeisten der Kontakte zur Selfpublishing-Szene zustande. Das sage ich nicht aus einer Marketing-/Zielgruppen-Perspektive! Das Schönste an Instagram ist der Kontakt und Austausch mit vielen großartigen Autor:innen und Selbstständigen.
Papiervogel-Post: ein Newsletter muss her!

Als Autorin bin ich schon ein großer Fan davon, und so war es mir klar, dass auch Lektorat Papiervogel einen Newsletter bekommen soll. Im April klickte ich das erste Mal auf „Senden“ und die erste Papiervogel-Post landete im Posteingang von damals noch süßen 14 Empfänger:innen (davon drei eigene E-Mail-Adressen).
Apropos Papiervogel-Post – möchtest du dich bei der Gelegenheit nicht auch direkt noch eintragen?
Fantasy, Thriller, Romance: Projekte, so spannend wie das Selfpublishing selbst
Deswegen habe ich diesen Beruf überhaupt ergriffen, das ist das Herz von Lektorat Papiervogel: phantastische, leidenschaftliche, spannende, berührende Geschichten. Bücher, deren Entstehung ich von Manuskript bis Veröffentlichung begleiten durfte, sei es im Lektorat, Korrektorat oder mit einem Manuskriptgutachten. Oder mit einer Kombination dieser Leistungen, so wie bei „Love and Doubt“ von M. L. Winter.
Ganz besonders freue ich mich darüber, wenn Autor:innen mich ein weiteres Mal buchen, für einen zweiten Band oder ein ganz neues Buchprojekt. Gleich dreimal habe ich diese spezielle Form des Vertrauensbeweises und der Anerkennung dieses Jahr erleben dürfen: bei Viktoria Ludwig und ihrer High-Fantasy-Reihe „Die Wächter der Tore“, die ich mit einem Stillektorat Plus begleitet habe, David Thomas mit dem seinem zweiten Thriller „Des Kindes Schreck“, der mir im Korrektorat wohlige Grusel-Gänsehaut bescherte, und Jessica Iser mit ihrer Spin-off-Novelle „Zweimondnächte“.





Jessica Iser bescherte mir auch ein Jahres-Highlight, das ich nur ganz demütig und bescheiden zu meinen eigenen Erfolgen zähle, da ich für „Deathbound“ lediglich im Korrektorat den Feinschliff beigesteuert habe – für sie hingegen ging hier nicht weniger als ein Lebenstraum in Erfüllung: Als ihr Debütroman (!) wurde „Deathbound“ in der Kategorie „Bester Independet-Titel“ für den diesjährigen Deutschen Phantastikpreis Seraph nominiert. Was für ein Start als veröffentlichte (Roman-)Autorin! Meinen allerherzlichsten Glückwunsch an dieser Stelle noch einmal, liebe Jessi! Ich bin mir sicher, das war erst der Anfang.
Der Umfang meines Portfolios an tatsächlich veröffentlichten Büchern ist nur die Spitze des Eisberges der diesjährigen Aufträge – denn da gibt es ja noch die „unsichtbaren“ Projekte. Schriftliche Einordnungen zur Schreibweise eines Wortes oder Blog-Lektorate für Agentur-Kunden, Gutachten zu Rohmanuskripten, Exposé-Beratungen für Bewerbungen bei Verlagen oder schlicht und ergreifend Bücher, deren Veröffentlichung erst in 2023 ansteht (so wie „Projekt Barde“ von Sarah Malhus, die ich im Sommer für den Blog interviewt habe – und deren Crowdfunding von Erfolg gekrönt war!). All diese waren ebenfalls ein wichtiger Teil meines Jahres 2022.
Ich danke allen Kund:innen von Herzen für die freundliche, produktive, immer wertschätzende, manchmal absolut begeisternde Zusammenarbeit. Ohne euch und Sie könnte es Lektorat Papiervogel gar nicht geben. Auf mehr davon im neuen Jahr!
„Du, Lily, könnten wir nicht …“? Videocalls als Business-Überraschung des Jahres
„Du, Lily, darf ich dich mal für eine Stunde deiner Zeit buchen und wir setzen uns virtuell dazu zusammen?“
Nicht nur einmal habe ich diese oder eine ähnliche Anfrage in diesem Jahr bekommen. Meine Überraschung kannst du dir vielleicht vorstellen, aber auch meine Freude. So introvertiert ich auch privat bin, Videocalls mache ich tatsächlich richtig gerne – und immer wieder habe ich von Kund:innen das Feedback bekommen, dass sie mir vertrauen, sich bei mir gut aufgehoben fühlen und ich ihnen immer wieder die eine oder andere Unsicherheit nehmen kann. Gerade auch im persönlichen Kontakt.
Videocalls also. Diese sind ebenfalls Bestandteil meiner „unsichtbaren“, also nicht per Portfolio-Beitrag nach außen hin zeigbaren, Projekte: eine Stunde lang gemeinsam einen Text durchgehen oder darüber sprechen, warum TikTok als Marketing-Kanal zu dir passen könnte oder gemeinsam ein Thema aufdröseln …
Weil das immer wieder vorkam, habe ich mich entschieden, diese Video-„Sprechstunde“ als Papiervogel 1:1 ab 2023 auch regulär in mein Angebot mit aufzunehmen.
On the road: die Nicht-Messe in Leipzig und die FBM
Gerne wäre ich im buchigen Sinne mehr unterwegs gewesen, aber die zwei Events, auf denen ich war, gehören zu den schönsten Momenten des Jahres – und beide Male in Begleitung meiner lieben Freundin Jessica Iser, ihres Zeichens großartige Autorin dunkelschöner Phantastik. Die Nicht-Buchmesse im März in Leipzig und die Frankfurter Buchmesse im Oktober. Ein großartiges Wochenende im Frühling, ein wohltuender Tag im Herbst. Ich lasse die Bilder für sich sprechen:









The good, the bad … Von Durststrecken, Stolpersteinen und noch mehr Durststrecken
Es wäre gelogen, würde ich behaupten, dass im ersten Jahr meiner Selbstständigkeit alles nur rosig war. Würde ich lediglich in den höchsten Tönen von den positiven Seiten schwärmen und die dunkleren Momente weglassen. „Fake it til you make it“, wenn es nach außen so aussieht, als läuft alles, dann wird das schon irgendwann auch innen …
Das wäre nicht nur gelogen, das käme mir falsch vor. Wozu auch beschönigen? Nein, es war nicht immer leicht – und man könnte sagen, es gibt bessere Zeitpunkte, um in eine Vollzeit-Selbstständigkeit zu starten als in den 2020ern. Aber wann wären die in den letzten Jahren schon gewesen? Freiheit und Selbstbestimmung gehen eben auch Hand in Hand mit Unsicherheit und Durststrecken. Wenn im Sommerloch die halbe Buchbubble im Urlaub ist oder wenn zum Ende des Jahres die ganz fundamentale, existenzielle Angst, wie man wohl den Winter überstehen wird, plötzlich sehr real wird, wenn in beiden Phasen die Anfragen ausbleiben – wie viel Selbstbestimmung bleibt mir dann noch?
Ich kann nur versuchen, draus zu lernen. Meine Strategie für 2023 entsprechend anzupassen, eigene Fehler nicht wiederholen, mir ein stärkeres Sicherheitsnetz schaffen. Ich bin in einer wahnsinnig privilegierten Situation, ich „jammere“ also auf hohem Niveau – aber sehen wir der Realität ins Auge: Noch ein Jahr wie 2022 und dann war es das auch schon wieder mit der Vollzeit-Selbstständigkeit. Das ist kein Pessimismus und kein Überdramatisieren, das ist schlicht und ergreifend die Realität. Und ich sehe keinen Grund, hier irgendetwas zu beschönigen.
Ich gebe, was ich kann, damit dieser Fall nicht eintritt.
Weiterbildung, Weiterbildung, Weiterbildung: Marketingmagie und das ADM-Zertifikat „Freie Lektorin“
Ein Teil dessen – geben, was ich kann – ist auch kontinuierliche Weiterbildung. Ich bin der Überzeugung, dass man niemals an einem Punkt ankommt, an dem man sagen könnte: Jetzt weiß ich genug, ab jetzt kann ich mich zurücklehnen und brauche nie wieder etwas zu lernen. Ich würde an diesem Punkt gar nicht ankommen wollen, gäbe es ihn.
Fortbildung war ein großer Bestandteil meines ersten Business-Jahres, und das war von mir auch so gewollt und beabsichtigt. „Lektorin“, das ist keine geschützte Bezeichnung, so kann sich jede:r nennen. Ich habe an meine eigene Arbeit jedoch einen hohen Anspruch – von daher wollte ich auch das mit der Selbstständigkeit nicht einfach irgendwie angehen, sondern auf ein solides Fundament stellen. Dieses bestand für mich in diesem Jahr aus zwei großen Bausteinen:

Die Begleitung durch gleich zwei Mentorinnen in der Mastermind von Marketingmagie (was für eine schöne Alliteration). Andrea und Julia waren es, die mich, zusammen mit der Gruppe an anderen, komplett unterschiedlichen selbstständigen Frauen, zu großen Teilen bei der Stange gehalten haben, wenn es mal nicht so lief, die mit mir die Hochphasen gefeiert haben – und an deren Begleitung, handfestem Wissen und Tools sowie einem immer wieder wohltuenden kleinen Push über die eigene Comfort-Zone heraus ich stetig gewachsen bin. An euch alle ein großes Dankeschön!

Der zweite Baustein war mir von Anfang an besonders wichtig: die Zertifizierung „Freie Lektorin ADM“ durch die Akademie der Deutschen Medien. Über Zoom statt in Präsenz waren die drei Module dennoch nichts als großartig – was vor allem auch an der gelassen kompetenten und die Teilnehmenden stets empowernden Dozentin Irene Rumler lag. So nehme ich aus dem Kurs nicht nur das erwünschte Zertifikat mit, sondern vor allem auch das wunderbare Gefühl, mit meiner Berufswahl genau am richtigen Platz zu sein.
Beitritt im VfLL

Lange lag es auf meiner To-Do-Liste, immer aufgeschoben, bis ich einen selbstgesteckten Meilenstein erreicht haben würde (das oben erwähnte Zertifikat der ADM) – jetzt habe ich dieses Ziel als letztes in 2022 noch erreicht: den Beitritt im VfLL, dem Verband der freien Lektorinnen und Lektoren e. V.
Mein liebster eigener Blogartikel aus 2022
Blogartikel möchte ich im kommenden Jahr noch viel mehr schreiben. Diesen hier aus dem Jahr 2022 mochte ich besonders – und meine Lesenden wohl auch, denn er gehört immer noch zu denen, die am häufigsten geklickt werden:
Was 2022 sonst noch so los war
Natürlich bestand mein Jahr nicht nur aus meiner Selbstständigkeit. Nicht alles aus meinem persönlichen Leben möchte ich online teilen (und das ist total okay und sehr gesund so), aber ein paar Dinge erzähle ich doch ganz gerne auch an dieser Stelle.
Zwei Jahre lang haben mein Mann und ich das zweihundert Jahre alte Fachwerkhaus renoviert. Ach was, kernsaniert. Ursprünglich war die – rein kosmetische – Renovierung nur auf ein paar Monate angesetzt, aber alle, die schon einmal ein altes Haus renoviert haben, wissen, was jetzt kommt: etwas Unvorhergesehenes. Und noch etwas. Budget, Zeit und Nerven überstrapazierende Überraschungen. Und immer, wenn man denkt „Nur noch, bis …“, verschiebt sich das ersehnte Licht am Ende des Tunnels um weitere Wochen bis Monate. Wirklich fertig sind wir immer noch nicht – aber im Januar konnten wir endlich von unserem zweijährigen „Provisorium“, der viel zu engen Einliegerwohnung, in den oberen, sanierten Teil des Hauses umziehen. Das war erst einmal vor allem eines: verflucht surreal. Dieser Teil des Hauses war immer nur „die Baustelle“ – und plötzlich soll ich dort wohnen, mich zu Hause fühlen? Es kam nicht von heute auf morgen, dieses Gefühl, aber irgendwann war es da.
Und einen weiteren Traum konnte ich mir in diesem Haus endlich erfüllen (wenn auch aufgeschoben bis November): einen Schreibtisch, von dem aus ich in den Raum hineinblicke. Ich liebe es, hier zu sitzen! Jetzt setze ich mich morgens sogar noch ein Stückchen lieber an meinen Laptop.
Mein eigenes Schreiben liegt leider immer noch auf Eis – oder, märchenhafter ausgedrückt, im Dornröschenschlaf. Es fühlt sich jedoch kein bisschen märchenhaft an und ich könnte sehr dramatische Worte finden, würde ich zu diesem Thema in die Tiefe gehen. Es ist, als fehle ein entscheidender Teil meiner selbst.
In anderen Bereichen durfte ich jedoch weiterhin Geschichten erzählen, nämlich tanzend. Insgesamt viermal stand ich dieses Jahr auf einer Bühne und habe vor Publikum performt, davon zweimal im Stuttgarter Wizemann, einmal auf einer Competition in Hamburg (meiner ersten) und einmal bei einer kleinen Studio-Weihnachtsfeier. Jedes einzelne dieser Male war für sich genommen ein kleines großes Jahres-Highlight und ich bin sehr dankbar dafür, diese Leidenschaft ausleben zu können.
Meine Ziele für 2023
Was ist ein Jahresrückblick ohne den Ausblick? 2023 möchte ich nicht einfach auf mich zukommen lassen. Schon im November habe ich mir Zeit genommen, mein zweites Business-Jahr zu planen und Strategie und Ziele festzulegen. Vorläufig erst mal. Mir ist es wichtig, die richtige Balance zu finden aus festen, im besten Falle smarten Zielen und offen sein für Neues, mit dem Flow gehen.
Vorgenommen habe ich mir:
Ganze zehn Punkte bzw. Vögelchen sind das geworden. Wir dürfen gespannt sein, auf welche davon ich im Jahresrückblick 2023 mit einem Lächeln zurückblicken werde und mit dem guten Gefühl, etwas von dem erreicht zu haben, was ich mir vorgenommen habe. Und wo mich das Leben überraschen wird – am liebsten positiv.
Du hast Fragen oder Feedback zu einem Punkt aus meinem Jahresrückblick? Mein Postfach steht dir offen, ich freue mich über Nachrichten!

